Die Entstehung des WAR-Konzepts im Fantasy Football
Fantasy Football ist eine Leidenschaft, die Millionen von Menschen weltweit verbindet. Jeder Fantasy-Manager ist auf der Suche nach einem entscheidenden Vorteil, um sein Team zum Sieg zu führen. Die traditionellen Statistiken allein bieten jedoch nicht immer eine umfassende Bewertung der Leistung eines Spielers. Hier kommt die neue Metrik „Wins Above Replacement“ (WAR) ins Spiel. In diesem Artikel werden wir die Bedeutung von WAR in Fantasy Football untersuchen und wie es Fantasy-Managern dabei helfen kann, fundiertere Entscheidungen zu treffen.
Die WAR-Metrik hat ihren Ursprung im Baseball und wird dort verwendet, um die individuelle Leistung eines Spielers im Vergleich zu einem durchschnittlichen Ersatzspieler zu bewerten. Das Konzept wurde jedoch erfolgreich auf andere Sportarten übertragen, einschließlich Fantasy Football. Bei Fantasy Football handelt es sich um ein Spiel, bei dem Teilnehmer virtuelle Teams aus echten NFL-Spielern zusammenstellen und Punkte basierend auf deren Leistungen sammeln. Es ist daher nur natürlich, dass die Idee aufkam, eine ähnliche Metrik zu entwickeln, um die Leistung der Fantasy-Spieler zu bewerten.
Die Berechnung von WAR in Fantasy Football kann je nach Liga und Regelwerk variieren. Im Allgemeinen bezieht sich WAR jedoch darauf, wie viele zusätzliche Siege ein Spieler im Vergleich zu einem durchschnittlichen Ersatzspieler beiträgt. Bei einem realen WAR der NFL werden verschiedene statistische Kategorien einbezogen, wie z.B. Yards, Touchdowns, Fumbles und andere relevante Faktoren, die von der Liga festgelegt werden. Analytics Unternehmen wie PFF nutzen hierbei bereits Advanced Stats wie Expected Points Added oder ihre eigenen PFF-Grades um diesen realen Wert zu berechnen. Anhand eines Beispiels werde ich zunächst das Grundkonzept vorstellen und später Beispiele aus dem Fantasy Football analysieren.
Die Berechnung von WAR im Football
Angenommen, wir haben zwei Wide Receiver (WR) zur Auswahl: Spieler A und Spieler B. Um ihren WAR-Wert zu berechnen, werden verschiedene statistische Kategorien wie Yards, Touchdowns und Fumbles berücksichtigt, wobei die durchschnittlichen Werte der Ersatzspieler als Referenz dienen.
Spieler A hat in der Saison 1000 Yards, 8 Touchdowns und 1 Fumble erzielt. Der durchschnittliche Ersatz-WR hat in dieser Saison 800 Yards, 6 Touchdowns und 2 Fumbles erzielt.
Spieler B hat hingegen 1200 Yards, 6 Touchdowns und 2 Fumbles erzielt.
Um den WAR-Wert zu berechnen, subtrahieren wir die statistischen Werte des Ersatzspielers von den Werten des Spielers um ein „Value Over Replacement“ (VOR) zu erhalten:
Für Spieler A:
- VOR-Yards = 1000 – 800 = 200
- VOR-Touchdowns = 8 – 6 = 2
- VOR-Fumbles = 1 – 2 = -1
Für Spieler B:
- VOR-Yards = 1200 – 800 = 400
- VOR-Touchdowns = 6 – 6 = 0
- VOR-Fumbles = 2 – 2 = 0
Wenn wir nun die einzelnen WAR-Werte addieren, erhalten wir:
Für Spieler A: VOR = 200 + 2 + (-1) = 201
Für Spieler B: VOR = 400 + 0 + 0 = 400
In diesem Beispiel hätte Spieler B einen höheren VOR-Wert als Spieler A. Dies deutet darauf hin, dass Spieler B im Vergleich zum durchschnittlichen Ersatz-WR einen größeren Beitrag zu den Siegchancen des Fantasy-Teams leistet. Ein positiver VOR-Wert zeigt an, dass ein Spieler überdurchschnittlich gute Leistungen erbracht hat, während ein negativer VOR-Wert auf eine unterdurchschnittliche Leistung hinweist.
Um letztendlich den konkreten WAR-Wert zu berechnen müssten wir die Leistungen des einzelnen WR in einen Gesamtkontext des Teams stellen. Da in diesem Artikel das Konzept an sich im Fokus steht, wird die detaillierte Berechnung nicht näher betrachtet. Dies geschieht zu einem späteren Zeitpunkt in einem ausführlichen Artikel.
Anwendung des WAR-Werts im Fantasy Football: Ein Beispiel und seine Auswirkungen
Zur Berechnung des WAR betrachten wir in unserem Falle anstatt den Yards, Touchdowns und Fumbles die Points Per Reception (PPR) Fantasypunkte eines Spielers. Diese Punkte komprimieren die Daten bereits soweit, dass uns eine konkrete Berechnung im Kontext unseres Fantasyteams ermöglicht wird. Durch die Berechnung des Werts für jeden Spieler kann ein Fantasy-Manager eine fundiertere Entscheidung treffen, wen er in sein Startaufgebot aufnehmen soll und wen er auf der Bank lässt. Es ermöglicht einen objektiven Vergleich zwischen Spielern verschiedener Positionen und berücksichtigt mehr als nur die traditionellen Statistiken.
In folgendem Beispiel betrachten wir die Fantasyleistungen eines gewöhnlichen Fantasy Football Teams (1QB, 2RB, 3WR, 1TE, 1FLX) nach PPR-Scoring in Woche 1 der Saison 2022.
Abbildung 1 zeigt die Top 5 Spieler jeder Positionsgruppe nach Fantasypunkten. Sie veranschaulicht, dass eine Betrachtung der Fantasypunkte nicht zielführend ist, wenn es um die Evaluation des Rosters geht. Der fehlende positional Dropoff auf der Quarterbackposition wird ersichtlich. Während der zweitbeste Quarterback, Josh Allen, 31.48 PPR Punkte erzielt und damit nach Punkten der fünftbeste Spieler Overall ist, generiert er „nur“ den elftbesten Wert nach WAR. Bei Justin Herbert wird deutlich, dass es weitaus bessere Optionen geben würde, als einen QB mit 0.13 WAR. Selbst der WR20, Jaylen Waddle, hier nicht aufgeführt, da die Abbildung die Top 5 der Positionsgruppen darstellt, wäre ein wertvolleres Asset als der QB5, Justin Herbert.
In Abbildung 2 wird der Vergleich noch deutlicher, da dort nur die Top 20 Spieler angezeigt werden. Im PPR Format finden sich hier lediglich drei Quarterbacks und nur ein Tight End! Gerade deshalb habe ich bei Upside vor der Saison immer wieder betont, dass ich nichts dagegen habe Travis Kelce als First Overall Pick zu draften. Der Positional Dropoff und der Verlust von Value ist enorm.
Die Bedeutung von WAR für Fantasy-Manager: Fundierte Entscheidungen treffen
Die Verwendung von WAR in Fantasy Football bietet Fantasy-Managern mehrere Vorteile. Es ermöglicht eine umfassendere und bessere Bewertung der Spielerleistung jenseits der traditionellen Statistiken. Ein hoher Wert kann beispielsweise auf einen Spieler hinweisen, der trotz niedriger statistischer Werte einen großen Beitrag zum Teamerfolg leistet, während ein Spieler mit hohen statistischen Werten einen niedrigeren Wert haben kann, wenn er viele Fehler macht oder ineffizient spielt. Durch die Berücksichtigung verschiedener statistischer Kategorien und den Vergleich mit einem durchschnittlichen Ersatzspieler bietet WAR Fantasy-Managern einen nützlichen Indikator, um die Leistungsfähigkeit eines Spielers objektiver zu bewerten. Es ermöglicht eine unvoreingenommene Bewertung unabhängig von persönlichen Vorlieben oder emotionalen Bindungen.
Die Einführung der WAR-Metrik eröffnet Fantasy-Managern neue Möglichkeiten, fundierte Entscheidungen zu treffen und ihre Chancen auf den Sieg zu verbessern. Indem sie ihren Spielern einen Mehrwert im Vergleich zu durchschnittlichen Ersatzspielern zuweist, hilft WAR dabei, Spielerleistungen objektiv zu bewerten. Es ist wichtig, den spezifischen Kontext und die Berechnungsmethoden des WAR-Werts in einer bestimmten Liga zu verstehen, um seine Anwendung bestmöglich zu nutzen. Ob bei Tradeverhandlungen, Waiver-Wire-Entscheidungen oder der Auswahl des Startaufgebots – WAR kann Fantasy-Managern dabei helfen, ihre Teams auf eine neue Ebene zu bringen.
Limitierungen liegen dadurch vor, dass diese Metrik rein deskriptiv die Leistungen beurteilt. In einem späteren Artikel werde ich auf die prädiktiven Eigenschaften eines WAR-Systems eingehen. Wirf in der Zwischenzeit einen Blick auf WAR und entdecke, wie es dein Fantasy-Team beeinflussen kann.